Freitag, Mai 05, 2006

Antigua Sailing Week


Bei meinem Morgenkaffee lese ich im Scuttlebutt über die aktuelle Antigua Sailing Week und da kommen bei mir sofort die Erinnerungen hoch. Gehört hier irgendwie rein in meinen Sailing Blog.

* While most local Antiguans enjoyed the national holiday of May Day today, crews aboard the 194 boats competing at the Rolex Antigua Sailing Week worked hard for results. Battling tropical downpours and shifty wind - when it eventually showed up, some three hours after the scheduled 0900 daily start - the two divisions went separate ways. Division A was sent six miles offshore for windward/ leeward racing that was eventually cancelled for lack of sufficient wind and Division B for
a 21-mile point-to-point tour along the coast. For results, photos and daily highlights video, visit the event's official website:www.sailingweek.com

2001 wurde ich gefragt, ob ich eine Bareboat Charteryacht skippern möchte. "All for free". Klar, ich fühlte mich geehrt, nach Antigua wollte ich schon immer und Regattasegeln sowieso zu jeder Zeit. Unbekannte Crew? Nicht schlimm, hab schon mal die Französische Firmenmeisterschaft (auf einer First 35.7) mit ner Unilver Crew gewonnen und auch bei der Schiffahrtsregatta jedes Jahr erneut Spaß mit mir vorher unbekannten Crewmitgliedern. Also ging es Ende April über Paris nach St. Martin, um dort die Beneteau 50 zu übernehmen. Im Flieger von Paris nach St. Martin suchten, die mir bis dato unbekannten Crewmitglieder, Kontakt zu mir und ich war erstaunt, daß nur 3 Leute auf der großen Yacht gebucht waren. Zum Glück hatte ich den Vercharterer, KP & H. Yachtcharter gebeten, eine mir genehme Person mitzunehmen, die sich mit den örtlichen Gegebenheiten auskennt und außerdem eine excellente Seglerin ist. Anna´s Vater, der in St. Marten lebte, holte uns also vom Flughafen ab. Vorher gab es noch etwas Stress. Das Gepäck eines Mitseglers war nicht gleich angekommen und man forderte mich auf, mich darum zu kümmern. Ich machte erstmal deutlich, daß ich der Regattaskipper der Crew sei, aber nicht deren Reiseleiter. Vom auslaufen bis zum einlaufen an Regattatagen fühlte ich mich voll verantwortlich und würde das auch so wahrnehmen. Das kam nicht wirklich gut an.

Die Überführung von St. Marten nach Antigua hatte keinen großen Spaß gemacht, Immer gegenan bolzen, ein Teil der Crew seekrank. Nur Anna ging es richtig gut. Sie war hier auf dem Atlantik, bei den Inseln zu Hause. Das merkte man sofort. Die beiden älteren Herren der Crew begannen schnell sie zu respektieren. Der Dritte im Bunde wollte noch ne Meuterei wg barfuß segeln von Anna anzetteln, was ich als Skipper verbieten müsse. Zum Glück wurde er überstimmt. Er wollte dann das Schiff wechseln, was aber die Charterfirma nicht zuließ. Die gute Stimmung an Bord konnte er nicht trüben.

In Antigua angekommen fing ich mir erstmal einen fürchterlichen Migräneanfall ein. Hing im Nelson Yacht Club herum, voll im Schatten sitzend mit Schal und Mütze tief über Augen und Ohren gezogen und fing mich mit Wasser trinken und trinken und trinken langsam wieder ein. Die Bootsvorbereitung (Masttrimm prüfen, Wasserpass reinigen etc.) und die Crew Einweisung litten leider etwas darunter. Abends gab es dann die berühmte Mount Gay Party und die Schlacht um die berühmten Caps. Anna und ich ergatterten je eine.

1. Rennen "Dickenson Bay Race".
17 Beneteau 50 an der Startlinie. Auf unserer "Sunbeam" hatte man mit den zwei Steuerrädern einen guten Überblick in Luv und in Lee. Die Hälfte der Teilnehmer war sehr zurückhaltend, eine Yacht gleich sehr aggressiv und auch ich wollte gleich zeigen, wer Herr im Hause ist. Ein guter Start und wir wurden nach 30sm auf hoher See zweiter in unserer Klasse. Abends vor Anker in der Dickenson Bay, anschließend die legendäre Beachparty in der Dickenson Bay.

2. Rennen "Olympic Course off Dickenson Bay".
Im zweiten Rennen ersegelten wir wieder einen zweiten Platz und verbesserten deutlich die Crewarbeit. Wir zerrissen den Baumniederholer und noch eine Trimmleine mit der Elektrowinsch. Der Schaden wurde nach der Regatta sehr schnell vom Service behoben.

Abends in die Jolly Harbour Marina, Official Party in der Jolly Harbour Marina. Tolle Party, viele Touristen, hübsche Frauen. Kalle aus einer Hamburger Crew hatte seinen großen Auftritt. Von ihm lernte ich manchen Trick. Besonders, was die abendliche Auswahl der Küche anbelangt. So sollte man sich immer bei der gleichen "Mammy" blicken lassen. Dann bekommt man die beste Qualität. So war es auch. Kalle hatte schon vorgesorgt und endlich bekam ich auch mal einen Hummer, der nicht zäh war, sondern ein Hochgenuß. Und $ 10,--, wie auf dem nachfolgenden Foto eines Freundes, sind ja wohl nicht zuviel für ein komplettes Lobsteressen.

3. Rennen "Falmouth Harbour-Race".
Abends in English Harbour oder in Falmouth Harbour. Official Party im Colombo´s am Gallon Beach. In diesem Rennen gelang uns ein Coup. Wir siegten im dritten Rennen. Interessanterweise alles Distanzregatten zu Buchten oder Marinas, die promoted werden sollten. Nach dem Rennen kam eine kleine Abordnung der Siegeryacht aus den beiden ersten Rennen zu uns an Bord. "Wer wagt es, uns zu schlagen?".... "Was? mehr Leute seit ihr nicht?" Naja, es war Phil Crebbin, den wir in unserem Einheitsklassenfeld mit den 17 Beneteau 50 Yachten geschlagen hatten. Seine Firma, RaceOne aus England war mit 8 kernigen Burschen angetreten, die vor der Saison ein bißchen Training mit Urlaub verbinden wollten. Phil ist ein bekannter Olympiateilnehmer und Spitzensegler. Wir kannten uns aus Cowes. Nette Begegnung, was ihn aber nicht veranlaßte, uns nochmal an ihm vorbei ziehen zu lassen.

4. Rennen "South Coast Race"
Kurs entlang der Südküste. Abends wieder in Falmouth Harbour. Official Party im legendären Admirals Inn. Blazer und Krawatte waren der Dresscode. Untenrum wurden zum Teil karierte Shorts getragen.
Unser Bayer hatte vermeintlich 2 attraktive Bikinischönheiten eingefangen, die mit seiner Hilfe darum baten, bei uns mitsegeln zu dürfen. Ich machte erstmal ne Sicherheitseinweisung und, naja, ein bißchen Gewicht auf der Kante könnte nicht schaden, dachte ich mir. Vielleicht würden die reichlich beboobten Girls auch die Race-One Crew ablenken. Mir fiel dann der Fotograf in seinem RIB auf, der ständig Fotos von unserem Boot, nett drapiert mit den Mädels machte. Mit Sonnenhut und ohne, lächelnd, Brust raus und alle Tricks. Ein schöner Kontrast auf jeden Fall zu unserer ansonsten eher unsportlich aussehenden Crew, von denen niemand auf der Kante sitzen konnte, da wir alle Hände im Cockpit brauchten. "Jeder kann in Antigua mitsegeln" sollte wohl die Kampagne heißen. Ein Aufriss unseres Bayern waren die Mädels also in keinem Fall. Das war klar eingefädelt worden. Immerhin wurden wir wieder zweiter aber die Gegner kamen näher. Spannende Wendeduelle die uns am Ende, durch die Arbeit mit dem großen Vorsegel, vollkommen erschöpften.

5. Rennen "The Ocean Race"
Ein sogenannter Kieler Woche Kurs. Dreieck, Vormwind, Dreieck. In diesem Rennen war für uns der Wurm drin. Wir quälten uns, das Boot auf Speed zu bringen. Ich versuchte immer wieder tief anzufahren, aber es funktionierte einfach nicht. Wir mußten 3 Boot passieren lassen und landeten im Ziel als fünfte. Auf dem Weg zurück in den Hafen realisierte ich den Fehler. Die Schraube war in der falschen Stellung und klappte nicht zusammen. Sie lief mit. Warum ich das nicht eher checkte ist mir immer ein Rätsel geblieben. Vielleicht lag es auch etwas an der schlechten Stimmung, die an diesem Tag an Bord herrschte. Unser Bayer, der als Smutje für die Küche verantwortlich war, (zum segeln konnte er wegen Unkenntnis nichts beitragen und jeder an Bord sollte ja eine bestimmte Aufgabe haben) hatte am Vorabend ein fürchterliches, fast ungenießbares Essen zusammengekocht. Lustlos, lieblos und so wurde denn auch gesegelt. Ich hatte mich leider anstecken lassen.

Preisverteilung dann wieder in English Harbour. Wir wurden gesamt zweiter. Ein tolles Ergebnis. Eine schöne Feier.

Am nächsten Tag Überführung der Yacht nach Guadeloupe. Wir hatten noch 2 Gäste zusätzlich, die auch dorthin wollten. Da wir gegenanbolzen mussten, damit viel Zeit verloren und spät dran waren, verließen uns die Gäste und der Bayer beim anlaufen der ersten erreichbaren Bucht auf der großen französischen Insel. Wir segelten dann zu viert noch zu den wundervollen Isle des Saints, wo wir einen Bade-und Picknickstop einlegten und Anna servierte uns wunderbare Speisen im Cockpit. Ein schöner Abschluß der Antigua Sailing Week. Vielleicht werde ich es noch einmal machen. Aber nur wieder mit Anna, die eine vorzügliche Kennerin der örtlichen Gegebenheiten ist und dazu noch eine tolle Seejungfrau!

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