Mittwoch, April 12, 2006

Match Race - Start of the Season -


Bootsgeschwingdigkeit – Speed is King!
Der wichtigste Faktor zum Erfolg beim Regattasegeln, ob Match Race oder Fleet ist optimaler Bootspeed. Erinnert Euch ständig daran, daß Bootspeed zuerst kommt! Wenn der Großschotmann, der Vorsegeltrimmer oder die Deckshand einen Job erledigen müssen, so wird dieser erst ausgeführt, wenn das Segel getrimmt und optimale Geschwindigkeit erreicht worden ist. Wenn eine taktische Frage an ihn gerichtet wird, sollte er sich erst umschauen und seinen Input geben, wenn alle Segel optimal getrimmt sind. Das gilt natürlich auch für den Vordeckmann: Erst von der Kante, z. B. zum Spi zusammenlegen., wenn das Boot optimal schnell fährt.

Individuelle Rollen
Der Vordeckmann sollte die Regel -Speed ist King- besonders in den Momenten beachten, wenn das erreichen des optimalen Bootspeeds extrem wichtig ist: Nach Wenden, überhaupt nach Manövern, nach Unterwenden, Bojenrundungen. Ein schlechter Moment um das Vordeck aufzuräumen ist der Moment nach der Rundung. Beispiel: Wir haben gerade die Topmarke gerundet und den Spi gesetzt. Der Gegner knapp hinter uns. Das ist der wichtigste Teil des Vormwindkurses. Jetzt schnellstens optimalen Bootspeed erreichen. Du weißt, daß Gewicht vor dem Mast “langsam” ist. Jetzt bitte nicht den Sack wegnehmen oder andere zweitrangige Dinge erledigen. Tu es später wenn wir optimal laufen und maximaler Speed nicht mehr das allerwichtigste ist.
Der zweitwichtigste Faktor ist, daß Du Deinen Job immer 100%ig ausführst, bevor Du an anderer Stelle hilfst. Um dieses zu erreichen, kann man sich eine mentale Checkliste bereitstellen. Der Spinnakermann könnte seine Liste an Hand seiner Verantwortlichkeiten zum Beispiel wie folgt erstellen:
- Baumhöhe; zu hoch zu niedrig
- Achterholerposition; genug nach Luv?
- Gewichtstrimm, Krängung; mehr nach Luv/Lee setzen
- Schotdruck; dem Steuermann berichten damit dieser hoch oder tief steuern kann/muß
- Spibeiholer; loser/fester? Vorbereiten für die Halse?
Nach Durchgang deiner Liste starte vom Anfang neu. Es gibt keine Zeit sich umzusehen, andere Rennen zu beobachten oder dem Gegner ins Auge zu sehen. Dein Job ist der Spi und sonst nichts!

Input - Einfluß
Wenn Dein eigener Job gut erledigt ist, mußt Du zum Teamerfolg beitragen. Es gibt keinen Zweifel, daß 5 Köpfe mehr sehen als einer, aber Du mußt Kontrolle über die Infos haben, die Du beisteuerst. Sie sollen nicht verunsichern! Informationen an den Steuermann müssen ruhig und klar durchgegeben werden. Nachstehend ein Beispiel wie eine super eingespielte Crew sich verhalten könnte. Das muß natürlich für jedes Team individuell abgestimmt werden.

Vordeckmann
sieht die Böen und findet heraus, wann Sie das Boot treffen. Diese Info ist wichtig für den Großschottrimmer, damit er den Traveller fiert, wenn die Böe eintrifft - damit das Boot beschleunigt und nicht krängt! Er sollte auch Wellen oder flache Stellen ausrufen, damit der Steuermann entsprechend reagiert oder die Wende in eine flache Stelle setzt. Der Vordeckmann sollte auch die Bahn voraus nach Winddrehern oder nach Gebieten mit mehr „Druck“ absuchen. (dunkle Stellen am Wasser, Wellenbildung, Flaggen, Schornsteine, andere Boote etc.)

Mastmann
Berichtet über das andere Boot, wenn es in Luv ist. Diese Berichte sind wichtig und müssen präzise sein. Beispiel: “Er läuft schneller als wir, aber wir segeln etwas höher” ist undeutlich und dasselbe wie: “Wir sind langsamer aber höher”. Er muß allerdings vorher beobachten und herausfinden, ob die Bedingungen für beide gleich sind. So wird eine Böe aus Luv generell erst das andere Boot treffen und er folglich zuerst höher segeln. Berichte also, was Du als Durchschnitt über ca. 30sec. Beobachtungszeit herausfindest. Berichte erst, wenn Du sicher bist, daß beide Boote identische Bedingungen haben. Der Mastmann sollte auch das Wenden des/der anderen Bootes berichten. Am besten in folgender Weise: “Er zieht an, er zieht höher, er ist im Wind, er hat gewendet”. So vermeidest Du, auf eine Scheinwende hereinzufallen und man wendet nicht versehentlich mit, sobald der Gegner nur die Nase in den Wind steckt.

Trimmer
Berichtet dasselbe wie der Mastmann - nur wenn das gegnerische Boot in Lee ist. Logisch - da sieht er ja auch besser. Er muß ebenfalls den Kompaß ablesen. Gemeinsam mit dem Großsegeltrimmer.
Der kritische Moment für ihn ist kurz vor der Luvmarke um zu entscheiden auf welchem Bug bevorzugt gespinnakert werden sollte. Dasselbe gilt natürlich für die Leemarke um sofort auf den RICHTIGEN Kurs am Wind zu gehen.
Der Trimmer sollte auch seinen “ersten Eindruck” darüber abgeben, wie der Bezug zum Gegner ist. Sind wir vor oder dahinter nach der Wende - Es hilft dem Steuermann frühzeitig eine Entscheidung zu treffen und nicht in letzter Minute abzufallen oder eine Matchstrafe oder einen Protest einzufangen. (Weil zu knapp vor dem Bug gekreuzt, schlechte slam dunk, etc.) Er sollte auch über die Positionen der Boote auf dem Kurs berichten. Sind wir auf der Anlegelinie, wieweit bis dahin (in Minuten oder Bootslängen). Es ist unglaublich ärgerlich auf enger Bahn, wenn man über die Anlegelinie fährt!

Großsegeltrimmer
Stimmt sich mit dem Steuermann über das Gefühl für das Boot ab. Zuviel Ruderdruck oder zuwenig. Hilft dem Trimmer mit Kompass und Anlegelinie. Muß Wünsche des Steuermannes erahnen und mit der Crew umsetzen. Gibt Kommandos schnell und präzise weiter. Hört stur auf den Steuermann. Segelt nicht das Boot!

Steuermann
...ist der Empfänger all dieser Informationen. Bestimmt letztendlich nach Abstimmung mit der Crew was getan wird. Ihr seht, auf einem leisen Boot macht keiner seinen Job wirklich gut. Informationen an den Steuermann sollten in keinem Fall strenge Anweisungen sein wie: “ Wende! wir müssen auf die linke Seite des Kurses”. Besser ist: “Links segelt ein Boot sehr hoch auf Stb bug - ich denke die linke Seite ist bevorzugt“ - oder anders - in keinem Fall bestimmend, weil der Steuermann im Eifer der Regatta und durch Konzentration auf die Bootsgeschwindigkeit diese “sogenannten” Anweisungen zu leicht und ohne Abwägung anderer Möglichkeiten befolgt.

Die Vorstartphase
Vor der Startphase sollte die Crew folgende Punkte, die natürlich individuell erweitert werden können, besprechen:
1. Der Gegner am Start- sind das erfahrene Match/Fleetracer oder nicht?
- Erinnert sei an „Alice“ vs „Babs“ bei den Kiel Cup Rennen 2002.
1.1. Man muss sich allerdings im klaren darüber sein, daß die Unerfahrenen am gefährlichsten sind, weil sie unberechenbare Dinge tun.
2. Was passierte das letzte mal, als man gegeneinander segelte? Hatten die Gegner irgendeinen schwachen Punkt? Z.B. weniger Höhe/mehr Höhe, weil Höhekneifer oder bei ORC CLub oder IMS andere Konstruktion?
3. Wie ist der Gegner in anderen Rennen gesegelt? Sind sie schnell oder langsam? Sind sie schnell ist es besser, sie bereits in der Startphase kaltzustellen.
4. Auf welcher Seite des Gegners wollen wir starten? Segelt er immer sehr hoch ist seine Leeseite für uns sicherer!

Wenn die Erfolge kommen, ist eine Codesprache wichtig für alle Manöver. Wie wir wissen, muß besonders das Aufstoppen und Anfahren geübt werden. Sollten wir für den Gegner vermeintlich aussichtslos in Lee auf der linken Seite des Kurses liegen (er hat uns dorthin getrieben, wir haben mit einem Stehmanöver das ärgste vermieden) - so müßen wir zeitlich genau abgestimmt mit einem leichten, unbemerkten Abfaller -Fockback- Pump - Groß auf Manöver - einen 3 sec Vorsprung zum abfallen, halsen und zur Linie reachen, auf Stbbug erarbeiten, um den Gegner hinter uns starten zu lassen. Dafür müssen wir immer die Kontrolle über das Boot und das Wissen über das gegnerische Boot haben. Der Mastmann beobachtet z.B. an der Bugwelle ob noch Fahrt im gegnerischen Schiff vorhanden ist oder ob er schon tot abgestellt ist. Zu beachten ist auch, daß heftiges Ruderlegen das Heck an den Gegner bringt und bei Berührung eine Matchstrafe erfolgt. Gut getimte Fockback Manöver helfen hier. Die Verständigung sollte im Nahkampf leise erfolgen.

Crew Input
Crew Input während der Vorstartphase ist wichtig!
Der Steuermann sollte folgende Informationen erhalten:
- welches Seite der Linie ist bevorteilt
- Zeit und Distanz zur Linie
- Welche Seite der Bahn ist bevorteilt. Strömung oder sich ändernde Wetterlage.
- Wo liegen wir im Verhältnis zur Anlegelinie (nach hinten - gebildet aus Startlinie und rechtemWinkel aus den
Schenkeln nach Lee.)
- Die Position der anderen Boote
- Windrichtungsänderungen
Ihr seid die Augen des Steuermannes wenn wir dicht beim Gegner liegen.
Zwei Leute werden zu “Timekeepern” ernannt. Wenn die Zeit angesagt wird, so simpel wie möglich - nicht 2.27 min sondern sag an bei 2.30! Die letzten 30 Sekunden sollten von einem ernannten Timekeeper deutlich für unser Boot angesagt werden, damit die Trimmer entsprechend die Segel einstellen und wir wirklich volle Fahrt bei Null gehen. Bootsgeschwindigkeit ist ein sehr wichtiger Faktor in der Vorstartphase. Man versucht zum Abschütteln oder Annähern an den Gegner, ovale Kreise im Uhrzeigersinn zu fahren, damit man stets in der Halbwindphase Speed aufnimmt. Das macht nur Sinn, wenn die Trimmer ständig für maximalen Speed einstellen - es sei denn, der Steuermann verlangt es anders. Der Decksmann kann hier helfen, indem er die Schot runter und nach vorne (notfalls mit dem Fuß drücken) hält beim reachen in leichtem Wind. Er hilft dem Trimmer indem er den Trimm ausruft, weil er in dieser Phase besser die Fock sehen kann. Rollwenden und Halsen sollten gemacht werden, wenn alle gut zusammen arbeiten. Als Erinnerung: Die gesamte Crew sollte die Luvseite in der Sekunde gemeinsam erreichen, wo die Segel auf der neuen Seite voll stehen!

Startkreuz
Es ist das wichtigste, mit Höchstgeschwindigkeit aus der Startphase zu kommen. Normalerweise sind wir die letzten 30 Sekunden auf dem Bug aus dem wir starten. Es gibt also keine Entschuldigung, nicht maximal auf der Kante zu sitzen!
(Hike until it hurts).
Der Traveller muß einfach richtig plaziert sein, Unterliekstrecker, Cunningham und Backstagdruck genau eingestellt. Man muß Marken anbringen - alles markieren. Jeder hat seinen Eding. Einstellungen wie Achterstag, Fockleitösen etc. genau auf Marke! Die gesamte Crew hängt raus bis zum abwinken! Erinnert Euch: Jeder Meter hier ersegelt, macht die Sache im Rennen nachher leichter.
Der Trimmer sagt den Kompass an, (wie normal in -5 oder +5° oder 0°) sobald er nach dem Start eine korrekte Meldung hat. Wir wissen dann, ob eine Wende angebracht ist oder nicht. Haben wir diese Meldung früh, können wir rechtzeitig besprechen und entscheiden, wenn der Gegner wendet. Es ist nötig all die Information, wie vorher besprochen, sofort nach dem Start einfließen zu lassen. Jeder muß sich so schnell wie möglich an seinem Platz zurechtfinden und seinen Job 100 %ig bringen.

Kommen wir dann auf ca. 300 m an die Luvmarke heran, müssen mehrere Entscheidungen getroffen werden; speziell wenn wir in Führung liegen. Sollten wir in ein Wendeduell verstrickt sein, (mit bis zu 2 Bootslängen Vorsprung) so müssen wir jetzt entscheiden/wissen, welches die bessere Seite ist. Dort sollten wir hinsegeln, um einen kleinen Vorsprung herauszuarbeiten. Der Grund: Ein Vorsprung von 2 Bootslängen ist nichts für die Vormwindstrecke. Der Gegner kann uns abdecken und vorbeisegeln! Die Seite für die wir uns entscheiden, sollte möglichst die rechte Seite sein, damit wir auf BBbug an die Tonne segeln und nicht das Wegerecht weggeben. Jetzt muß auch die Entscheidung über das Spisetzen Manöver fallen. Sollen wir Bbbug oder Stbbug setzen. Mit Baum oder ohne.

Kommen wir näher zur Marke sollte die Vordeckscrew sich genau alle notwendigen Schritte einprägen und das Manöver im Geiste durchgehen. Wann wird der Baum wo gesetzt, welche Strippen zuerst, Niederholer oder Aufholer (downf***er), Spisack öffnen. Am Mast das Fall mit langen Bewegungen durchholen. Der Focktrimmer muß hier kurz die Fock dicht nehmen (!!) um den Spi unten freizugeben. Dann entweder fallen lassen oder sofort öffnen, damit die Blase Luft bekommt und aufgeht!!! Alles genau durchdenken bevor die Reling verlassen wird. Als Regel: Jede Bewegung vorher genau planen. Wie beim Ballet eine Choreographie erarbeiten. Man hat mit seinem Team hoffentlich genügend Zeit zum üben.

Vormwindkurs
Es wurde vorher schon beschrieben, wie wichtig es ist, nach dem Runden der Luvmarke auf Position zu gehen und max. Bootspeed zu erreichen. Erinnert Euch ständig, daß wir im Match jederzeit in der Lage sein müssen, halsen zu können! Es ist jetzt auch leichter die Böen zu erkennen. Jeder - mit Ausnahme der Trimmer- halten danach Ausschau. Es ist jetzt ebenfalls für Trimmer und Steuermann wichtig, früh über die eigene Bootsgeschwindigkeit Auskunft zu erhalten. Am besten beobachtet man das am Abstand in Bootslängen zum Gegner. Jede Änderung muß gemeldet werden. Sprecht Euch ab. Keine konfusen Äußerungen, da die Nervösität beim Steuermann auf der Vormwindstrecke wesentlich größer ist, als an der Kreuz.

Es wird Momente geben, wo wir halsen müßen, ohne dem Gegner die Möglichkeit der Früherkennung zu geben. In diesen Fällen bewegt sich niemand bis das Boot andreht! Das braucht natürlich ungeheuer viel Praxis, aber warum nicht für später einprägen.

Sollten wir eng beim Gegner segeln, seid gefaßt darauf, daß wir jederzeit und plötzlich reachen (anluven) könnten. Dabei brauchen wir das maximale Gewicht auf der Kante. Die Trimmer müssen evtl. Markierungen auf den Schoten haben um schnell die max. vorne Position für den Achterholer einzustellen. Kein Krabbeln über andere, um mit der Schot nach vorne zur Wante zu kommen.

Wenn wir die Leemarke erreichen, muß jeder seinen Platz kennen, damit wir das Manöver präzise durchführen. Oft kann erst in der letzten Sekunde entschieden werden, ob ein Leebergen oder Luvbergen erfolgt! Es hängt immer von der Position des Gegners zu uns ab. Als Regel: Seid flexibel und immer auf alles gefaßt!

Zusammenfassung
Zusammengefaßt noch einmal die wichtigsten Punkte beim Matchracen:

1. Bootsgeschwindigkeit immer zuerst
2. Individuelle Arbeitsverteilung. Mach zuerst Deinen Job!
3. Input. Laß präzise Informationen ständig fließen.
4. Arbeite am Matchplan vor dem Rennen.
5. Werde ganz schnell ruhig und trage zur Routine bei.
6. Plane Deine Bewegungen und Abläufe voraus.
7. Sei immer auf alle Eventualitäten und Schweinereien von Deinem Steuermann oder Gegner gefaßt.

Regattasegeln ist kein Kindergeburtstag, aber wenn man all die genannten Dinge befolgt, werden sich die Erfolge zwangsläufig einstellen.

Seid positiv und steckt auch Niederlagen weg. Baut die Moral und den Skipper auf. Sagt lieber; “konzentrier Dich” und überprüft Euren Trimmjob, als zu sagen: “Wir segeln heute langsam!”

Am wichtigsten: Habt Spaß!!!

P.S. Dieser Artikel wurde von mir z. T aus dem englischen übersetzt und an vielen Stellen ergänzt und modifiziert. Siehe als Ergänzung auch andere Artikel unten.

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